1. Methodische Vorbemerkung

Montag, 1. Mai 2006

Geständnisse

Es ist Teil des Projektes, dass ich ständig gestehe, wie ich arbeite, wo meine Probleme liegen, was schief läuft. Es ist nicht einfach nur Affirmation, nicht einfach nur die Idee, alles zu dokumentieren und selbst die Kritik am Projekt zu einem Teil des Projektes zu machen, sondern auch eine Auseinandersetzung damit, wie ich über das Schreiben an der Arbeit rede – und mich so selbst verstehe. Ich lerne durch dieses Projekt über mich, beispielsweise wie ich gestehe, dass ich den Zwang fühle, zu gestehen, wo die Probleme der Arbeit liegen, und wie ich versuche, aus diesem Zwang ein, wie erläutert, affirmatives Geschehen zu machen. Man könnte auch sagen, dass ich mich so kurz vor meiner Master-Arbeit schlicht darum sorge, wie ich diese Arbeit schreiben soll. Auch das könnte ein Geständnis sein – oder aber nur eine nach außen wirksame Rechtfertigung für dieses Projekt.

Sonntag, 30. April 2006

...

Die Übertragung meines Wissens, meiner Ideen, meiner Wünsche in den Blog bedeutet auch, dass ich bestimmte Aspekte dessen, als was ich mich sehe, in ein symbolisches Universum übertrage, verschiedene Symbolsysteme nutze, um mich erfahrbar zu machen. Dabei bleiben einerseits bestimmte Aspekte (mp3, 347 KB)unübertragbar, andererseits formiere ich so ein Wissen von mir für andere, die es lesen können und wirke so rückwirkend auch auf mich selbst ein. Vor der Übertragung in Schrift, in mediale Strukturen, in symbolische Ordnungen gibt es mich noch nicht. Diese Übertragung ist die grundsätzliche Voraussetzung für zeitlich versetzte Reflexion und Artikulation, für Abstand zu sich selbst und damit sich Selbst. Ich verlege mich ins Medium Blog, das so nicht nur Möglichkeiten und Potentiale zur Beschreibung anbietet, sondern durch diese Begrenzung mich erst erschafft. Das Subjekt, das ich mir als mich vorstelle, ist eine Mannigfaltigkeit, die sich in manchem, was auf dieser Seite zu sehen ist, wieder findet, und der transzendentalen Illusion unterliegt, sich dadurch zu integrieren.

Montag, 24. April 2006

Verschaltungen

Die Verschaltung der drei Bereiche Policey, Polizei und Gouvernementalität wird natürlich durch das Medium Blog bedingt, beschränkt – aber in dieser Form auch erst ermöglicht. Letztlich kann ich die Linearität des Mediums Schrift hier nur sehr sporadisch aufbrechen – und gerade hierin habe ich zu Anfang die Möglichkeiten gesehen. Diese Hoffnung hat sich mittlerweile aufgelöst: es passiert kaum etwas in den Intervallen zwischen den Texten. Dorthin platzieren sich immer nur neue Texte. Sicherlich könnte man einen Film machen, aber er ließe sich nicht in die Zwischenräume platzieren. Leider ist die Anordnung der Textfragmente im Blog sehr unübersichtlich, weil nur auf einem Zeitindex geordnet. Das Inhaltsverzeichnis kann zwar grundlegende Orientierung bieten, und es zeigt auch eine gewisse Struktur – aber der Inhalt stellt sich dann wieder anders da. Manchmal wirkt das Projekt wie ein großer online-Zettelkasten mit Texten statt Kurzinformationen.

Hier trifft also eine zeitliche Organisation auf die durch das Schreiben von Hausarbeiten etablierte, und dabei erscheinen Grenzen, die beide nur in trivialen, oberflächlichen Punkten überschneidbar werden lassen.

Gerade deswegen stellt sich die Frage, wieso Blogs trotzdem von so vielen Menschen genutzt werden und für viele anscheinend wichtige Bezugspunkte darstellen. Ein andermal…

Freitag, 21. April 2006

Textuelle Fragen

Ich habe gerade versucht, den Text ‚This is about real people!’ Video technologies, actuality and affect in the television crime appeal von Deborah Jermyn (in: HOLMES, Su/JERMYN, Deborah (2004; Hrsg.): Understanding reality-TV. Routledge, London.) zu lessen, aber er langweilt mich. Er inspiriert mich nicht, und macht mir deshalb keinen Spass. Wenn mir etwas keinen Spass macht, fällt es mir äußerst schwer, mich dafür trotzdem zu motivieren. Vielleicht fehlt mir da die Beherrschung von Selbsttechnologien, deshalb mache ich es mir einfach, und sage, dass mich eine n den Cultural Studies orientierte oder grundsätzlich fernsehwissenschaftliche Herangehensweise an die hier behandelten Sendungen nicht interessiert. Mein Erkenntnisinteresse ist schließlich auch ein anderes. Es geht mir nicht darum, zu sagen, dass eine solche Perspektive keine Begründung hätte, ganz im Gegenteil. Wenn ich aber nicht nur etwas über Toto & Harry herausfinden möchte, sondern erkunden will, wie sich die Themen Gouvernementalität, Policey und Toto & Harry untereinander verschalten lassen, dann muss ich einen anderen, eigenen Weg gehen. Gerade diese Verschaltung könnte sich dabei letztlich als Selbsttechnologie herausstellen.

So gelingt es mir also glücklicherweise, die Formen der Arbeit zu vermeiden, die mir das Arbeiten schwer machen würden. So bringe ich mich zwar nicht dazu, mich trotzdem zu überwinden – aber auch das Vermeiden ist eine Selbsttechnologie, die meist funktioniert. Wir sind ja nicht in der Schule.

Mittwoch, 19. April 2006

Sprechstunden

Die Schwierigkeiten der Strukturierung der Gedanken sind natürlich, wie Frau Warth gestern in der Sprechstunde anmerkte, durch das Medium Blog bedingt. Das Problem, dass ich zwar eine Plattform habe, in der ich den Arbeitsprozess dokumentieren kann, damit aber immer nur bestimmte Aspekte verdeutliche, andere aber marginalisiere, steht unter genau diesem Vorzeichen. Vom Blog hatte ich mir ursprünglich erhofft, gerade das Rhizomatische, Verworrene, das am Beginn einer jeden Arbeit steht, auffächern zu können. Ab einem gewissen Punkt steht mir dabei aber eben der Blog wiederum im Weg. Es scheint sich hierbei um den Moment der Kreuzung einer zeitlich orientierten Gestaltung durch den Blog mit einer argumentativ-theoretischen Gestaltung durch eine Hausarbeit zu handeln. Dieser Widerspruch scheint mir immer unauflösbarer – was letztlich aber gar nicht weiter tragisch ist, sondern durch einen negativen Vergleich bestimmte Aspekte des Schreibens wissenschaftlicher Arbeiten verdeutlicht.

Ich habe also für die nächste Zeit folgende Erkenntnisinteressen: welche Grenzen setzt einer solchen Arbeit das Medium Blog? Was macht es sichtbar, was unsichtbar? Welche Arbeitsformen verhindert es, welche Möglichkeiten bietet es?

Eine erste Inspiration bietet ein Aufsatz von Stefan Rieger (1), in dem es um den Zusammenhang von Arbeitswissenschaften, Selbsttechnologien und Projektemachern geht. Dabei wird besonders der Zusammenhang zur Kybernetik hergestellt, die durch die Thematisierung von Selbststeuerungsprozessen und autologischen Strukturen ähnliche Fragestellungen wie die Gouvernementalität aufwerfe, diese allerdings unmittelbar in technischen Apparaturen implementiere. Dabei würden, so Rieger, unterschiedliche Dispositive entworfen, die es ermöglichen, „Fremdinstanzen […] zu vermeiden und sich selbst als Subjekt und Objekt, als Kontrollierter und Kontrolleur zu setzen.“(2) Damit erarbeitet Rieger zugleich die Verbindung zur Policey, um die es später gehen soll, indem er festhält, dass „Dispositive einer Verhaltenslehre [entstehen], die über die Selbstverhaltung alles zu einem Objekt ihrer Sorge machen“. (3)

Außerdem macht Rieger auf die rekursive Struktur des Selbstbezugs aufmerksam, der für Foucault ja gerade die Möglichkeit der Subjektivierung bietet: „Die logische Konsequenz rekursiver Verweise besteht in der Gefahr, dass in der permanenten Vervielfältigung der Bezüge die Möglichkeit eines Haltepunkts und damit das Individuum sich selbst verloren geht.“ (4) Damit wären wir bei Deleuze, aber das ist ein anderer Blog.

In einer ersten Annäherung an die gestellten Fragen möchte ich also versuchen, das Dispositiv Blog näher zu bestimmen, auch wenn dies letztlich unmöglich bleibt.


(1) RIEGER, Stefan: Arbeit an sich. Dispositive der Selbstsorge in der Moderne. In: BRÖCKLING, Ulrich/HORN, Eva (Hrsg., 2002): Anthropologie der Arbeit. Gunther Narr, Tübingen.
(2) Ders., S. 93
(3) Ders., S. 92
(4) Ders., S. 82

Montag, 17. April 2006

Strukturfragen, Teil 2

Bekommt die Arbeit eine Struktur, oder verhindert das Schreiben als Blog die Herausbildung einer typischen Hausarbeitsstruktur? Ich habe das Gefühl, viele einzelne Gedankennetze aufzuspannen, die sich überschneiden und kreuzen, aber oft auch unnötige Arbeit zu schaffen, indem ich diese Netze selbst nicht mehr überwachen kann. Manches mag schon doppelt und dreifach geschrieben sein.

Dass ich versuche, drei Themen miteinander zu verbinden, ist nicht willkürlich gewählt. Natürlich hat es etwas damit zu tun, dass mich alle drei Themen interessieren. Aber vielmehr möchte ich damit experimentieren, wie sich solch unterschiedliche Gegenstände verbinden lassen. Es handelt sich dabei also auch um ein medientheoretisches Problem, um die Frage, wie sich Wissen vernetzen lässt, und welche Rolle das Medium dabei spielt, in dem dies geschieht. Die drei Determinanten, die im Blog zusätzlich eine Rolle spielen, sind Design, Sprache und Interaktion. Damit ist aber noch nicht beantwortet, was der produktive Gewinn dieses Unternehmens sein kann.

Dienstag, 11. April 2006

Methodische Vorbemerkung

Es geht hier also um 5 verschiedene Ebenen, auf denen Technologien des Selbst eine Rolle spielen:

1.) Das Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit bzw. das Arbeiten am Projekt

2.) Der Blog als Selbsttechnologie und als Technologie

3.) Die Policey als historischer Vorläufer der Gouvernementalität des Neoliberalismus

4.) Die Polizei (mit dem Beispiel Toto und Harry) als Kontrolltechnologie

5.) "Kulturfernsehen" als Selbsttechnologie


Und damit geht es letztlich auch um Selbsttechnologien als Selbsttechnologien. Und damit geht es letztlich auch um mich selbst als Selbsttechnologie - zumindest um eine Repräsentation von mir.

Selbsttechnologien Medientechnologien

Projektarbeit für das Seminar Medientechnologien/ Selbsttechnologien, Prof. Dr. Eva Warth und Hanna Surma, an der Ruhr-Universität-Bochum, Wintersemester 2005/2006 - Sommersemester 2006

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