Klugesein macht klug
Alexander Kluge-Gucken ist wie Foucault-Lesen: man fühlt sich auf der richtigen Seite. In der Opposition, bei jemandem, der – mal schön, mal weniger schön – sich entgegenstellt. Ist nicht gerade dieses Verlangen, sich selbst auf der dem ‚Establishment’ entgegengesetzen Seite zu positionieren, eine Art Selbsttechnologie? Man ordnet sich damit ein, kategorisiert sich einer bestimmten politischen, kulturellen oder sozialen Rasterung entsprechend und erzeugt so ein Wissen über sich selbst, entsprechend dem, wie man sein sollte, wenn man nicht zum ‚Mainstream’ gehört. So erlangt der Protestierende schon dadurch, dass er protestiert, „einen bestimmten Zustand von Vollkommenheit, Glück, Reinheit, übernatürlicher Kraft“. [1]
Es geht mir also darum, über die ‚Seite’ nachzudenken, von der aus Foucault gelesen wird (und nicht darum, zu behaupten, dass Foucault selbst so gedacht oder gehandelt hätte). Sich in der Opposition zu befinden, scheint meiner Erfahrung nach für viele Menschen ein Anreiz zu sein, selbst schon ein Ziel, ein Selbstzweck – eben weil die Opposition dadurch, dass sie opponiert, schon gut ist.
Auch Kluge beschreibt dieses Verhalten seiner Zuschauer, allerdings in einem Interview von 1994, als die Interviews, die mich hier interessieren und zu denen demnächst ein Posting erscheinen wird, noch nicht den größten Teil seiner Sendungen ausmachten:
„Ich weiß nur, dass ich unterdurchschnittliche Mengen an Akademikern habe, und absolut überdurchschnittlich viele, die vom zweiten Bildungsweg kommen, von Menschen, die Sprachkurse besiedeln... Das heißt, wer noch etwas lernen will und sich weiterentwickelt, der ist in diesen Sendungen überdurchschnittlich präsent.“ [2]
[1] FOUCAULT, Michel: (1984): Von der Freundschaft als Lebensweise: Michel Foucault im Gespräch. Berlin, Merve Verlag. S. 35
[2] DEUBER-MANKOWSKY, Astrid/SCHIESSER, Giaco: In Echtzeit der Gefühle. Gespräch mit Alexander Kluge. In: SCHULTE, Christian (2000; Hrsg.): Die Schrift an der Wand. Alexander Kluge: Rohstoffe und Materialien. Universitätsverlag Rasch, Osnabrück.
Es geht mir also darum, über die ‚Seite’ nachzudenken, von der aus Foucault gelesen wird (und nicht darum, zu behaupten, dass Foucault selbst so gedacht oder gehandelt hätte). Sich in der Opposition zu befinden, scheint meiner Erfahrung nach für viele Menschen ein Anreiz zu sein, selbst schon ein Ziel, ein Selbstzweck – eben weil die Opposition dadurch, dass sie opponiert, schon gut ist.
Auch Kluge beschreibt dieses Verhalten seiner Zuschauer, allerdings in einem Interview von 1994, als die Interviews, die mich hier interessieren und zu denen demnächst ein Posting erscheinen wird, noch nicht den größten Teil seiner Sendungen ausmachten:
„Ich weiß nur, dass ich unterdurchschnittliche Mengen an Akademikern habe, und absolut überdurchschnittlich viele, die vom zweiten Bildungsweg kommen, von Menschen, die Sprachkurse besiedeln... Das heißt, wer noch etwas lernen will und sich weiterentwickelt, der ist in diesen Sendungen überdurchschnittlich präsent.“ [2]
[1] FOUCAULT, Michel: (1984): Von der Freundschaft als Lebensweise: Michel Foucault im Gespräch. Berlin, Merve Verlag. S. 35
[2] DEUBER-MANKOWSKY, Astrid/SCHIESSER, Giaco: In Echtzeit der Gefühle. Gespräch mit Alexander Kluge. In: SCHULTE, Christian (2000; Hrsg.): Die Schrift an der Wand. Alexander Kluge: Rohstoffe und Materialien. Universitätsverlag Rasch, Osnabrück.
Florian Sprenger - 2. Mai, 11:48