Montag, 17. April 2006

Strukturfragen, Teil 2

Bekommt die Arbeit eine Struktur, oder verhindert das Schreiben als Blog die Herausbildung einer typischen Hausarbeitsstruktur? Ich habe das Gefühl, viele einzelne Gedankennetze aufzuspannen, die sich überschneiden und kreuzen, aber oft auch unnötige Arbeit zu schaffen, indem ich diese Netze selbst nicht mehr überwachen kann. Manches mag schon doppelt und dreifach geschrieben sein.

Dass ich versuche, drei Themen miteinander zu verbinden, ist nicht willkürlich gewählt. Natürlich hat es etwas damit zu tun, dass mich alle drei Themen interessieren. Aber vielmehr möchte ich damit experimentieren, wie sich solch unterschiedliche Gegenstände verbinden lassen. Es handelt sich dabei also auch um ein medientheoretisches Problem, um die Frage, wie sich Wissen vernetzen lässt, und welche Rolle das Medium dabei spielt, in dem dies geschieht. Die drei Determinanten, die im Blog zusätzlich eine Rolle spielen, sind Design, Sprache und Interaktion. Damit ist aber noch nicht beantwortet, was der produktive Gewinn dieses Unternehmens sein kann.

Wiederkehrendes Subjekt

Um eine andere Form des Bloggens auszuprobieren:

Lektüre von: BRÖCKLING, Ulrich: Das demokratisierte Panopticon. Subjektivierung und Kontrolle im 360º-Feedback. In: HONNETH, Axel/SAAR, Martin (Hrsg.; 2003): Michel Foucault. Zwischenbilanz einer Rezeption. Frankfurt/Main, Suhrkamp.

Für die Fragestellungen der letzten Tage ist dieser Text von Bröckling interessant, weil er verdeutlicht, welche Rolle die Praktiken für die Subjektivierung spielen und dabei gleichzeitig versucht, Analyseinstrumente an die Hand zu geben: „Foucault fragt nicht, was der Mensch ist, sondern welche Wissenskomplexe zur Beantwortung dieser Frage mobilisiert und welche Verfahren in Anschlag gebracht wurden, um ihn entsprechend zu modellieren.“ (S. 79) Die Dispositive des Formens, Geformt-Werdens und Sich-Formens, die Foucault in Anschlag bringt, manifestieren sich in Formen von Introspektionstechniken, Analyserastern und institutionellen Settings. Unter Dispositiv ist hierbei eine methodische Verschaltung und Verschränkung von psychologischen, apparativen, technischen, wahrnehmungstheoretischen, politischen und anderen Aspekten des Erscheinens von unter anderem Medien zu verstehen, und nicht nur eine räumliche Anordnung. Foucault versucht also, Macht in Dispositiven zu fassen, die wiederum produktive Effekte zeitigen. Die Subjektivierungsformen, die daraus resultieren, sind nicht essentiell zu verstehen. Es handelt sich um ein Wissen um Möglichkeiten, die Praktiken bieten, und damit wird für Analysen der Gouvernementalität die Frage virulent, welche Potentiale, sich als Subjekt zu verstehen und zu verhalten, jeweilige (Medien-)Angebote machen: „Statt vorauszusetzen, dass es so etwas wie Individualisierung gibt, und ausgehend von diesem soziologischen Konstrukt dann Gegenwartsphänomene oder historische Prozesse zu beschreiben, schlägt Foucault vor, die konkreten Praktiken in den Blick zu nehmen, die es Menschen ermöglicht und die sich genötigt haben, sich als autonome Persönlichkeit zu begreifen, die eine unverwechselbare Identität besitzen und dieser in ihren Lebensäußerungen einen authentischen Ausdruck zu verleihen suchen.“ (S. 82) Bröckling wendet all dies dann auf Formen der Unternehmesleitung an, die all die in den letzten Tagen thematisierten Probleme auftauchen lassen. Trotzdem wird hiermit eine überaus produktive und ertragreiche Transformation Foucaults deutlich, die ihn als Werkzeugkasten benutzt, dabei aber auch manches aus dem Blick verliert.

Selbsttechnologien Medientechnologien

Projektarbeit für das Seminar Medientechnologien/ Selbsttechnologien, Prof. Dr. Eva Warth und Hanna Surma, an der Ruhr-Universität-Bochum, Wintersemester 2005/2006 - Sommersemester 2006

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