Wiederkehrendes Subjekt
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Lektüre von: BRÖCKLING, Ulrich: Das demokratisierte Panopticon. Subjektivierung und Kontrolle im 360º-Feedback. In: HONNETH, Axel/SAAR, Martin (Hrsg.; 2003): Michel Foucault. Zwischenbilanz einer Rezeption. Frankfurt/Main, Suhrkamp.
Für die Fragestellungen der letzten Tage ist dieser Text von Bröckling interessant, weil er verdeutlicht, welche Rolle die Praktiken für die Subjektivierung spielen und dabei gleichzeitig versucht, Analyseinstrumente an die Hand zu geben: „Foucault fragt nicht, was der Mensch ist, sondern welche Wissenskomplexe zur Beantwortung dieser Frage mobilisiert und welche Verfahren in Anschlag gebracht wurden, um ihn entsprechend zu modellieren.“ (S. 79) Die Dispositive des Formens, Geformt-Werdens und Sich-Formens, die Foucault in Anschlag bringt, manifestieren sich in Formen von Introspektionstechniken, Analyserastern und institutionellen Settings. Unter Dispositiv ist hierbei eine methodische Verschaltung und Verschränkung von psychologischen, apparativen, technischen, wahrnehmungstheoretischen, politischen und anderen Aspekten des Erscheinens von unter anderem Medien zu verstehen, und nicht nur eine räumliche Anordnung. Foucault versucht also, Macht in Dispositiven zu fassen, die wiederum produktive Effekte zeitigen. Die Subjektivierungsformen, die daraus resultieren, sind nicht essentiell zu verstehen. Es handelt sich um ein Wissen um Möglichkeiten, die Praktiken bieten, und damit wird für Analysen der Gouvernementalität die Frage virulent, welche Potentiale, sich als Subjekt zu verstehen und zu verhalten, jeweilige (Medien-)Angebote machen: „Statt vorauszusetzen, dass es so etwas wie Individualisierung gibt, und ausgehend von diesem soziologischen Konstrukt dann Gegenwartsphänomene oder historische Prozesse zu beschreiben, schlägt Foucault vor, die konkreten Praktiken in den Blick zu nehmen, die es Menschen ermöglicht und die sich genötigt haben, sich als autonome Persönlichkeit zu begreifen, die eine unverwechselbare Identität besitzen und dieser in ihren Lebensäußerungen einen authentischen Ausdruck zu verleihen suchen.“ (S. 82) Bröckling wendet all dies dann auf Formen der Unternehmesleitung an, die all die in den letzten Tagen thematisierten Probleme auftauchen lassen. Trotzdem wird hiermit eine überaus produktive und ertragreiche Transformation Foucaults deutlich, die ihn als Werkzeugkasten benutzt, dabei aber auch manches aus dem Blick verliert.
Lektüre von: BRÖCKLING, Ulrich: Das demokratisierte Panopticon. Subjektivierung und Kontrolle im 360º-Feedback. In: HONNETH, Axel/SAAR, Martin (Hrsg.; 2003): Michel Foucault. Zwischenbilanz einer Rezeption. Frankfurt/Main, Suhrkamp.
Für die Fragestellungen der letzten Tage ist dieser Text von Bröckling interessant, weil er verdeutlicht, welche Rolle die Praktiken für die Subjektivierung spielen und dabei gleichzeitig versucht, Analyseinstrumente an die Hand zu geben: „Foucault fragt nicht, was der Mensch ist, sondern welche Wissenskomplexe zur Beantwortung dieser Frage mobilisiert und welche Verfahren in Anschlag gebracht wurden, um ihn entsprechend zu modellieren.“ (S. 79) Die Dispositive des Formens, Geformt-Werdens und Sich-Formens, die Foucault in Anschlag bringt, manifestieren sich in Formen von Introspektionstechniken, Analyserastern und institutionellen Settings. Unter Dispositiv ist hierbei eine methodische Verschaltung und Verschränkung von psychologischen, apparativen, technischen, wahrnehmungstheoretischen, politischen und anderen Aspekten des Erscheinens von unter anderem Medien zu verstehen, und nicht nur eine räumliche Anordnung. Foucault versucht also, Macht in Dispositiven zu fassen, die wiederum produktive Effekte zeitigen. Die Subjektivierungsformen, die daraus resultieren, sind nicht essentiell zu verstehen. Es handelt sich um ein Wissen um Möglichkeiten, die Praktiken bieten, und damit wird für Analysen der Gouvernementalität die Frage virulent, welche Potentiale, sich als Subjekt zu verstehen und zu verhalten, jeweilige (Medien-)Angebote machen: „Statt vorauszusetzen, dass es so etwas wie Individualisierung gibt, und ausgehend von diesem soziologischen Konstrukt dann Gegenwartsphänomene oder historische Prozesse zu beschreiben, schlägt Foucault vor, die konkreten Praktiken in den Blick zu nehmen, die es Menschen ermöglicht und die sich genötigt haben, sich als autonome Persönlichkeit zu begreifen, die eine unverwechselbare Identität besitzen und dieser in ihren Lebensäußerungen einen authentischen Ausdruck zu verleihen suchen.“ (S. 82) Bröckling wendet all dies dann auf Formen der Unternehmesleitung an, die all die in den letzten Tagen thematisierten Probleme auftauchen lassen. Trotzdem wird hiermit eine überaus produktive und ertragreiche Transformation Foucaults deutlich, die ihn als Werkzeugkasten benutzt, dabei aber auch manches aus dem Blick verliert.
Florian Sprenger - 17. Apr, 12:00