Dienstag, 25. April 2006

Entschuldigtes Fehlen

Bis Samstag Abwesenheit

Montag, 24. April 2006

Verschaltungen

Die Verschaltung der drei Bereiche Policey, Polizei und Gouvernementalität wird natürlich durch das Medium Blog bedingt, beschränkt – aber in dieser Form auch erst ermöglicht. Letztlich kann ich die Linearität des Mediums Schrift hier nur sehr sporadisch aufbrechen – und gerade hierin habe ich zu Anfang die Möglichkeiten gesehen. Diese Hoffnung hat sich mittlerweile aufgelöst: es passiert kaum etwas in den Intervallen zwischen den Texten. Dorthin platzieren sich immer nur neue Texte. Sicherlich könnte man einen Film machen, aber er ließe sich nicht in die Zwischenräume platzieren. Leider ist die Anordnung der Textfragmente im Blog sehr unübersichtlich, weil nur auf einem Zeitindex geordnet. Das Inhaltsverzeichnis kann zwar grundlegende Orientierung bieten, und es zeigt auch eine gewisse Struktur – aber der Inhalt stellt sich dann wieder anders da. Manchmal wirkt das Projekt wie ein großer online-Zettelkasten mit Texten statt Kurzinformationen.

Hier trifft also eine zeitliche Organisation auf die durch das Schreiben von Hausarbeiten etablierte, und dabei erscheinen Grenzen, die beide nur in trivialen, oberflächlichen Punkten überschneidbar werden lassen.

Gerade deswegen stellt sich die Frage, wieso Blogs trotzdem von so vielen Menschen genutzt werden und für viele anscheinend wichtige Bezugspunkte darstellen. Ein andermal…

Polizei und Policey

Die Policey ist natürlich nicht deckungsgleich mit der Polizei. Eine Herausarbeitung der historischen Verbindungslinien kann hier nicht geleistet werden, bei einer nur etymologischen Herleitung soll es aber auch nicht bleiben. Eine diskursive Formation auszumachen, herauszuarbeiten, wäre doch etwas umständlich. Wie verbinde ich dann die beiden Themen? Oder ist nicht die Verbindung so evident, dass sich die Mühe nicht lohnt? Oder wäre es vielmehr Thema für 2-4 Magisterarbeiten?

„Noch im 19. Jahrhundert war die Geburt der Kriminologie beispielhaft für eine Form der Normierung des Individuums auf der Bezugsfolie des Sozialen: Produkt der Gesellschaft und Gefahr für die Gesellschaft, deren Normen sich in seiner Abweichung widerspiegeln.“
KRASMANN, Susanne: Kriminelle Elemente regieren – und produzieren. In: HONNETH, Axel/SAAR, Martin (Hrsg.; 2003): Michel Foucault. Zwischenbilanz einer Rezeption. Frankfurt/Main, Suhrkamp. S. 102

Sonntag, 23. April 2006

Das kriegen wir geregelt! - Teil 3

Der Rest des Buches umfasst Interviews, in denen Toto und Harry ihre gemeinsame Geschichte erzählen, von besonderen Einsätzen berichten und die Idee darstellen, ein Fernsehteam Aufnahmen machen zu lassen. Um die Authentizität dieser Aussagen kann und soll es hier nicht gehen. Stattdessen möchte ich einige interessante, für mein Thema relevante Aspekte herausheben.

Dass Toto und Harry sich nicht nur als Rechtspfleger und Ordnungshüter, sondern als gute Menschen in Szene setzen – oder das vielleicht sogar sind, was auch immer das sein mag… - wurde bereits deutlich. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch die Anleihen an der St. Martins-Geschichte, wenn Toto berichtet, wie er seine Altkleider einem stadtbekannten Obdachlosen überlässt. Der Aufgabenbereich der Polizei, der rechtlich festgelegt ist, wird so ausgeweitet auf die Sorge um andere, die zu Policey-Zeiten noch aus der Sorge um sich bestand. Dieser Prozess soll aber nicht nur durch die Polizei stattfinden, sondern sich auf alle Bürger ausweiten und so das früher vorhandene Gemeinschaftsgefühl stärken.

Toto und Harry stoßen allerdings auf Widerstand – bei der Polizei. Einige Kollegen sind, wie sie berichten, nicht erfreut über den TV-Ruhm der beiden, und gleichzeitig kritisieren sie die ‚offene und herzliche Art’ der beiden Fernsehstars. Die Autorität der Polizei scheint so untergraben zu werden, zumindest liegt dieser Verdacht nahe. Trotzdem beharren Toto und Harry darauf, dass Überzeugungskraft nur durch solches Verhalten wirksam sei, und das wäre wichtiger als Gewalt. Interessanterweise wird an dieser Stelle aus dem Interview ein Geständnis, in dem die beiden jeweils ehrlich die – durchwegs positive – Meinung zum anderen verkünden.

Toto und Harry sind ein starkes Team. Und das sind sie nur, weil sie sich nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf den anderen verlassen können: „Eine unserer großen Stärken ist das blinde Verständnis zwischen uns. Nach jahrelanger Erfahrung brauchen wir bei den meisten Einsätzen nur eine Geste oder einen kurzen Satz, und die Aufgaben-Verteilung zwischen uns ist geklärt. […] Wir sind ein eingespieltes Team, das ich immer wieder gerne mit einem alten Ehepaar vergleiche.“ (S. 160)

Dass Toto und Harry die Polizei als „Dienstleistungsunternehmen“ (S. 169) betrachten, passt natürlich bestens in mein Konzept, ist aber so offensichtlich, dass es langweilig wäre, dies zu vertiefen. Außerdem habe ich gerade keine Lust, weiter zu schreiben, und möchte auch mal ausprobieren, ob es klappt, das zu sagen.

Das kriegen wir geregelt! - Teil 2

Im zweiten Kapitel erzählen Toto und Harry abwechselnd von ihrer Berufswahl und ihrer Ausbildungszeit. Dabei wird eine durchaus kritische Perspektive auf die Disziplinierungen der Polizeiausbildung geworfen: „Doch plötzlich trugen alle eine Uniform und damit verschwand irgendwie das Individuelle, das die einzelnen Menschen zuvor noch ausgemacht hatte.“ (S. 63) Am Ende ist jedoch deutlich, dass viele Disziplinierungsmaßnahmen zwar hart, aber notwendig gewesen seien.

Man könnte die beiden Texte als Narration der eigenen Vergangenheit bezeichnen, die rechtfertigt, warum aus der Vergangenheit eben diese Zukunft entstanden ist.dp8_thumb Letztlich stellt sich heraus, dass alle Entscheidungen richtig waren, weil sie zum gegenwärtigen Zustand geführt haben, und der ist gut, wenn Toto und Harry sind glücklich mit ihrem Beruf, trotz aller Misslichkeiten. So schreibt Harry, dass er gerade deswegen Polizist geworden sei, weil er immer schon Freund und Helfer sein wollte, und dies als Kind auch in Polizisten gesehen habe.

"Ich fühlte mich total zurück versetzt in meine Schulzeit. Jeder hatte sein eigenes Pult, einen Stift und die Testunterlagen vor sich. Sonst nichts. Und vorne waren die stechenden Augen des Prüfers.“ (S. 54)

Samstag, 22. April 2006

Das kriegen wir geregelt! - Teil 1

Wie lässt sich nun all das gesagte auf eine Sendung wie Toto & Harry anwenden? Wie lässt sich trotz aller meiner Einwände das Konzept Gouvernementalität operationalisieren? Einerseits schwebt mir die Möglichkeit einer historischen Herangehensweise vor, die verdeutlichen könnte, dass es auch anders möglich wäre, dass man keine Polizisten bräuchte, weil es dann auch keine Delinquenten gäbe. Das ist natürlich unbefriedigend, weil die Polizei zwar auch anders möglich wäre, aber so ist, wie sie geworden ist.

Stattdessen möchte ich das erste Kapitel des Toto & Harry Buches ‚Das kriegen wir geregelt!’ (Hellblau Verlag, Essen; ohne Jahr!) anhand eines gouvernementalen Aspekts untersuchen: Wo wird hier aus dem Wissen um das, was ein ‚echter Kerl’ ist, eine produktive Praktik gemacht, und damit zugleich gesagt, dass ein guter Kerl ein guter Polizist ist und umgekehrt? Wie gesagt, möchte ich dies auf das erste Kapitel anwenden, um zu sehen, ob es funktioniert, und dann gegebenenfalls die anderen Kapitel anders bearbeiten. Auch meine Methode ist kontingent und könnte anders sein.

Das Buch im A3-Format hat 191 Seiten und ist in sieben Kapitel unterteilt. Die Texte sind in recht großer Schrift geschrieben und von vielen, oft doppelseitigen Bildern aufgelockert. Auf den ersten Seiten zeigt eine Karte von Bochum die wichtigsten Orte der Stadt und für Toto und Harry.

Das erste Kapitel beginnt mit der Beschreibung des Dienstbeginns, des Anziehens der Polizeikleidung und der Ausrüstung. Bereits auf S. 14 stellt Toto fest, dass man vor einem ordentlichen und gepflegten Polizisten mehr Respekt habe. (Vor ungepflegten habe man also mehr Angst?!) Da Harry beim Bund war, ist er besonders ordentlich (S. 16). Ordnung muss also sein, und ist Voraussetzung für einen guten Polizisten. Aber die Ordnung ist vielmehr eine Selbstordnung, denn schnell fällt auf, dass der Umkleideraum seit Monaten nicht mehr geputzt wurde, die Ausrüstung zum Teil privat finanziert wurde, und überhaupt der Staat kein Geld habe, für seine Angestellten ausreichend zu Sorgen. Trotzdem ist für Toto und Harry ihr Job eben mehr als Staatsdienst, weshalb sie gerne über solche Mängel hinweg sehen und ihre Aufgaben unermüdlich und dienstbeflissen erledigen: Sie arbeiten für ein höheres Ziel, nämlich Recht und Ordnung in Bochum! Diese Konstellation zieht sich durch das ganze Kapitel, und selbst der Amtsarzt hat seit 30 Stunden Dienst und arbeitet trotzdem noch konzentriert weiter. Schließlich geht es um mehr.

Dass es den Beiden unangenehm ist, Waffen zu tragen, soll sich von selbst verstehen. Aber man weiß ja nie. Es verwundert, dass trotz der Ablehnung von Gewalt – außer im Notfall – die Pistolen ‚SigSauer P6’ genau beschrieben werden: „Totos Waffe mit der Nummer 7440767 ist schon 24 Jahre alt, für neue fehlt auch hier das Geld.“ (S. 18) Sicherheit geht vor, nicht zuletzt aus Angst vor dem Unbekannten, das da kommen möge. Nur ein ordentlicher Mann hat Recht, und nur ein rechter Mann kann für Ordnung sorgen.

Abgesehen davon, dass Prostituierte im folgenden politisch inkorrekt als ‚Huren’ bezeichnet werden (S. 21ff.), funktioniert das Buch wie die Fernsehsendung, weil sie die Anwesenheit des Autors der Zeilen – dem Journalisten Frank Schneider – nicht verheimlichen, sondern in das Dispositiv der Sendung integrieren. Dieser Versuch, Authentizität zu schaffen, scheint angebracht. Auch deshalb werden Toto und Harry bei kleineren Delikten zwar als nachsichtig, bei Straftaten aber als unerbittlich dargestellt. VfL-Fans sind eben sowieso auf der guten Seite, da kann man mal ein Auge zudrücken. Letztlich sind aber alle Delinquenten einsichtig, niemand wagt, die Polizei grundsätzlich in Frage zu stellen.

Vielleicht hat auch einfach niemand Foucault gelesen.

Staatsbegehren

Mit Joseph Vogl lässt sich eine am Ende des 17. Jahrhunderts ansetzende, durch Thomas Hobbes und Samuel von Pufendorf exponierte Rationalisierung des politischen Wesens und Wissens konstatieren, die letztlich zur Transformation des mittelalterlichen Staatssouveräns hin zu einer Staatsmaschine führt. (1) Damit verbunden ist die Ablösung von Fürstenschriften und Klugheitslehren durch kameralistische und policeyliche Texte, Verordnungen, Gesetzesentwürfe und Moralschriften. Durch neue Wissensformationen organisiert sich ein Regierungswissen, dass die Staatsmaschine erst denkbar werden lässt und sich darauf kapriziert, nicht nur vorzugeben, sondern zu ordnen. Policey bezeichnet dabei nicht nur die Regierungs- und Verwaltungstätigkeiten der jeweiligen Fürsten durch Gesetzgebung und andere Maßnahmen, sondern auch die Sorge um sich selbst und das eigene Wohlergehen.

Damit wird Policey zugleich zum Exponenten der Selbstregierung, der Selbsttechnologisierung. Die ‚gute Policey’ des Staates ist auf die Mitarbeit eines jeden einzelnen Bürgers angewiesen – und genau diese Einheit der Mannigfaltigkeiten macht die Staatsmaschinerie aus. Die gouvernementale Struktur eines solchen Unternehmens lässt sich auch daran festmachen, dass den policeylich kontrollierten Bürgern diese Kontrolle als unumgänglich erscheinen sollte: „Sie [die Policeyordnungen] sind Motor und Reflex einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, sie sind Ausdruck einer veränderten Mentalität der Menschen und prägen selbst Mentalitäten im Sinne der zunehmenden Rationalisierung des Wahrnehmens, Denkens und Handelns […]: Das sich ordnende Verhalten von Untertanen und Obrigkeiten bildet dabei selbst eine Ursache der Polizeiordnungen.“ (2) Policey bezeichnet also sowohl den Zustand guter Ordnung als auch die Methoden zur Einrichtung eines solchen Zustands.

Diese bleibt einerseits Teil einer den Gemeinwillen repräsentierenden Ordnung, andererseits aber findet sie nun auf der Ebene der Verwaltung und der Registraturen ihre maschinelle Grundlage. Damit wird in Statistiken, die erst später so genannt werden sollten, ein Wissen virulent, das auf immer mehr Wissen angewiesen ist: „Dieses positive Wissen um das Leben des Staates als Leben der Bevölkerung verlangt nicht nur ein extensives Aufsammeln unterschiedlicher Gegenstände und Materialien, sondern zugleich die Administration einer bestimmten Ebene der Wirklichkeit, die man seit dem 17. Jahrhundert Ökonomie nennt.“(3) So stößt eine Kategorie an die Oberfläche der Dinge, die die Dinge in neue Ordnungen zusammenfasst, kategorisiert und anhand von funktionalen Abhängigkeiten relationiert. Es geht also um einen Übergang von einer Ebene des Wissens um die Verwaltung zu einer Regierbarmachung der Bevölkerung, die durch die Policeylehren in ein harmonisches Verhältnis zum Staat gesetzt wurden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird die Sorge um sich erweitert um Fragen der allgemeinen Wohlfahrt, Sicherhet und Gesundheit. Letztlich taucht damit innerhalb der Morallehren und Sittlichkeitskodexe, die immer schon Bestandteil der Staatslehren waren und damit auf eine oiko-nomische Vorgeschichte zurückweisen, eine Taktik für die Bewältigung von gewissermaßen institutionalisierten Eigeninteressen auf, „die auf die Läuterung der Begierden und eine Verwandlung egoistischer Verhaltensweisen ins Gemeinwohl spekuliert.“ (4) Ein Wille zum Wissen, der dem Regieren immer schon inhärent war, findet in seiner Systematisierung ein neues Feld im Zusammenhang von Wissen und Staat. Das in diesem Kräftefeld formierte Subjekt kann als ökonomisches beschrieben werden, das wiederum als Modell für die Selbstbeschreibung der Gesellschaft herhalten muss. Die Ökonomie, und der von ihr geformte ‚homo oeconomicus’, ist damit „ein negativer Wissensbereich, der disparate Sozial- und Naturkenntnisse sammelt, homogenisiert und nicht zuletzt auf eine Totalerfassung des Menschen, seiner Kommunikationen und Interaktionen ausgreift und eine intensive Verwaltung des Raums, der Lebewesen und Reichtümer impliziert.“(5)

Die positive Seite dieses Wissens ist eben die Policey, die mit Foucault als Pastoraltechnologie beschrieben werden kann: Die Sorgepflicht des Hirten seiner Herde gegenüber wird „in den neuen Typus politischer Rationalität überführt und [konkretisiert] sich im Arbeitsgebiet einer ‚guten Policey’ […].“(6) Dieser Begriff ist seit dem 15. Jahrhundert in vielfältigen Bedeutungen nachweisbar. Einerseits wird die Policey mit dem Staat gleichgesetzt, andererseits bezeichnet sie die Ständeordnung und damit die Distinktion der Stände innerhalb des Staats. Zugleich, und das soll hier die wichtigste Bedeutungsnuance sein, ist die eine Gebrauchswissenschaft des territorialen Fürstenstaates, die die Handlungen der Bevölkerungen und deren Umstände thematisiert. Die Policey soll also eine Erkenntnisleistung in Bezug auf die Verbesserung des gesellschaftlichen Status leisten, aber auch die Mittel zu dessen Herbeiführung zitieren können. „Die Policey ist also Erkenntnisweise, Instrumentarium und Interventionsprogramm zugleich, und die zahlreichen zeitgenössischen Definitionen kreisen im wesentlichen um zwei Momente policeylicher Finalität: um die Optimierung des sozialen Potentials und um den Versuch, dem Staat unter konkreten Bedingungen Kontinuität zu verleihen.“ (7) Das bedeutet auch, dass Policey nicht nur in enger Verbindung zur Regierungsmentalität steht, diese sogar formiert, sondern immer schon an Technologien gebunden ist. Für Policeytechnologen gilt: „Sie sollen keine Tuchweber, keine Brauern, überhaupt keine Handwerker bilden, als welche sie insgesamt, zu Ausübung ihrer Künste, viele Fertigkeiten und Handgriffe nöthig haben, die alle einzeln, durch langweilige Uebung, erworben werden müssen, welche aber denen, welche ich zu dienen suche, unnöthig sind. Kennen muß der Feldherr die Arbeit der Artilleristen, aber es ist ihm keine Schande, wenn diese das Geschütz genauer und schneller zu richten verstehn. Kennen muß der Landwirth den Dreschflegel, aber die Fertigkeit zu dreschen braucht er nicht; auch könten ihm dazu Knochen und Muskeln fehlen. Die Handwerker verhalten sich zu dem Cameralisten, wie die Ackerknechte zum Landwirthe; wie die Apotheker zum Arzt.“ (8) Fabriken und Manufakturen sind nicht nur zur Leistungssteigerung wichtig, sondern auch zur Neuordnung des Verkehrs zwischen den Menschen und werden zum Ort einer Ordnung, der auf der Höhe der policeylichen Wissenschaft kontrolliert und produziert. An anderer Stelle wird die Institutionalisierung der Policey formuliert: „Verläßt der junge Technologe die Universität; so muß er an seiner eigenen weitern Ausbildung fortarbeiten: denn auf der Universität hat er blos den Leitfaden erhalten. Er muß sich also mit den Kunstgewerben seiner Gegend, seines Vaterlandes zuerst bekannt machen. Dann sind Reisen in andere Länder, wo blühende Gewerbe sind, wenn der junge Technologe immer den Zweck seiner Reise vor Augen hat, von großen Nutzen.“ (9)

Vogl nennt nun verschiedene Bereiche, in denen policeyliches Wissen transformiert wird oder die von policeylichem Wissen hervorgerufen werden: politische Arithmetik und Statistik, die Etablierung von Anstalten wie Gefängnissen, Kliniken und Irrenhäusern, die Entstehung von Versicherungen, das Erziehungssystem und letztlich die Konzeption des Staates als Versicherung. (10) All diese Projekte kreisen um den Zufall, der sich aber nicht Faktum beschrieben lässt, sondern erst durch seine Entdeckung in diesen Projekten konstituiert wird. Damit wird die Policey zugleich zu einer Möglichkeit der Selbstbeschreibung, die durch Beobachtungen zweiter Ordnung die Frage nach kontingenten Ereignissen auf dem Tableau der Regierung etabliert. „Sofern sich nämlich das Interesse der Policey vor allem auf Verhältnisse zwischen Agenten, auf Kommunikationen und auf soziale Verkehrsformen überhaupt bezieht, ist sie Beobachtung von Beobachtungen; sie trifft damit nicht nur Unterscheidungen (etwa nach dem Kriterium des Nützlichen oder des Staatszwecks), sondern beobachtet, wie anderswo Unterscheidungen getroffen werden; damit hängt das, was beobachtet wird, davon ab, wer beobachtet wird; dies erzeugt eine strukturelle Ungewissheit, die es offen lässt, ob ein festgestelltes Merkmal einem beobachteten Beobachter oder dem, was er beobachtet zuzurechnen sei; jedes Ereignis ist damit notwendig an die Möglichkeit seines Andersseins gebunden und gerade als solches – als potentielles – relevant; und so entsteht schließlich in der ‚policeylichen’ Beobachtung ganz systematisch diejenige Kontingenz, die durch die ‚policeyliche’ Intervention selbst wiederum systematisch reduziert werden soll: durch die Unterdrückung und Ausschließung ebenso wie durch die Prävention, Vorsorge, Beseitigung von Hindernissen und Stimulation.“ (11) Die Polizei erzeugt die Delinquenz, die sie bekämpft, und wird so zum selbsterhaltenden System, und damit transformieren sich Kreisläufe zu Regelkreisen – dies ist, so Vogl, zugleich eine Vorgeschichte der Kybernetik. Wenn aus Kreisläufen Regelkreise werden, dann speist sich das aufgesammelte Wissen immer schon wieder in den Wissenskreislauf ein, und mit ihm auch das Wissen und die Sammlung von Wissen. So entsteht ein kontinuierlicher Prozess, der sich selbst seinen Maßstab setzt, sich selbst reguliert, sich selbst transformiert – zur Selbsttechnologie wird, indem sich das Wissen auf sich selbst anwendet: „Um 1800 hat sich also ein politisches Regelungsmodell eingestellt, in dem sich das Regierungswissen der Aufklärung und die Prinzipien indirekten Regierens zur Beobachtung von Regelkreisen und autoregulativen Prozessen transformieren. Damit ist eine Modernisierung von Steuerungstechniken gegeben, die für die unterschiedlichen – biologischen, technischen, sozialen – Systeme gleichermaßen gültig sind und nicht zuletzt den Begriff einer politischen Kybernetik rechtfertigen: als neues Maß für die Funktionsweise staatlicher Intervention.“ (12)

Die durch das Auftauchen von Konzepten der Masse entstehende Konkurrenz zwischen Individuen begründet eine kontinuierliche politische Intervention, die sich eben in der Policey manifestiert. So ist Ökonomie nicht mehr nur ein Verkehr von Leistungen und Geld, sondern beruht auf der Herstellung von sozialen Verhältnissen auf dem Markt. Damit werden letztlich, wie Foucault für den Ordoliberalismus, der viele policeyliche Prinzipien reaktualisiert, Subjekte zu Unternehmern ihrer selbst.


(1) Vgl. VOGL, Joseph (2001): Kalkül und Leidenschaft. Diaphanes, Berlin.
(2) WEBER, Matthias: Ständische Disziplinierungsbestrebungen durch Polizeiordnungen und Mechanismen ihrer Durchsetzung – Regionalstudie Schlesien. In: STOLLEIS, Michael (1996; Hrsg.): Policey im Europa der Frühen Neuzeit. Klostermann, Frankfurt/Main. S. 372
(3) VOGL, Joseph (2000): Staatsbegehren. Zur Epoche der Policey. DVjS 74. S. 604
(4) Ders., S. 605
(5) Ders., S. 605
(6) VOGL, Joseph: Regierung und Regelkreis. Historisches Vorspiel. In: PIAS, Claus (2004): Cybernetics – Kybernetik. The Macy-Conferences 1946-1953. Essays & Documents. Essays & Dokumente. Diaphanes, Berlin. S. 71
(7) VOGL, Joseph (2000): Staatsbegehren. Zur Epoche der Policey. DVjS 74. S. 607
(8) BECKMANN, Johann (1802): Anleitung zur Technologie und zur Kentniß der Handwerke, Fabriken und Manufacturen, vornehmlich derer, welche mit der Landwirtschaft, Polizey und Cameralwissenschaft in nächster Verbindung stehen. Fünfte, verbesserte und vermehrte Auflage, Göttingen. Zitiert nach: NEURATH, Wolfgang (2000): Regierungsmentalität und Policey. Technologien der Glücksseligkeit im Zeitalter der Vernunft. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 4/2000. S. 11
(9) Friedrich Ludwig Walter (1796): Versuch eines Systems der Cameralwissenschaft. Dritter Theil. Giessen. Zitiert nach: NEURATH, Wolfgang (2000): Regierungsmentalität und Policey. Technologien der Glücksseligkeit im Zeitalter der Vernunft. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 4/2000. S. 11
(10) VOGL, Joseph (2000): Staatsbegehren. Zur Epoche der Policey. DVjS 74. S. 609
(11) Ders., S. 609
(12) VOGL, Joseph: Regierung und Regelkreis. Historisches Vorspiel. In: PIAS, Claus (2004): Cybernetics – Kybernetik. The Macy-Conferences 1946-1953. Essays & Documents. Essays & Dokumente. S. 78

Freitag, 21. April 2006

Blogger aller Länder, vereinigt euch!

Bloggen wird zur Kollektivtechnik.

Textuelle Fragen

Ich habe gerade versucht, den Text ‚This is about real people!’ Video technologies, actuality and affect in the television crime appeal von Deborah Jermyn (in: HOLMES, Su/JERMYN, Deborah (2004; Hrsg.): Understanding reality-TV. Routledge, London.) zu lessen, aber er langweilt mich. Er inspiriert mich nicht, und macht mir deshalb keinen Spass. Wenn mir etwas keinen Spass macht, fällt es mir äußerst schwer, mich dafür trotzdem zu motivieren. Vielleicht fehlt mir da die Beherrschung von Selbsttechnologien, deshalb mache ich es mir einfach, und sage, dass mich eine n den Cultural Studies orientierte oder grundsätzlich fernsehwissenschaftliche Herangehensweise an die hier behandelten Sendungen nicht interessiert. Mein Erkenntnisinteresse ist schließlich auch ein anderes. Es geht mir nicht darum, zu sagen, dass eine solche Perspektive keine Begründung hätte, ganz im Gegenteil. Wenn ich aber nicht nur etwas über Toto & Harry herausfinden möchte, sondern erkunden will, wie sich die Themen Gouvernementalität, Policey und Toto & Harry untereinander verschalten lassen, dann muss ich einen anderen, eigenen Weg gehen. Gerade diese Verschaltung könnte sich dabei letztlich als Selbsttechnologie herausstellen.

So gelingt es mir also glücklicherweise, die Formen der Arbeit zu vermeiden, die mir das Arbeiten schwer machen würden. So bringe ich mich zwar nicht dazu, mich trotzdem zu überwinden – aber auch das Vermeiden ist eine Selbsttechnologie, die meist funktioniert. Wir sind ja nicht in der Schule.

Machtfragen

Foucault betont in seinem Text Wie wird Macht ausgeübt? von 1982 (1), dass es ihm nicht um die Macht als Substanz oder als schwarzes Loch, um das die Gesellschaft kreist, geht, sondern um Praktiken, um Verhältnisse und um die Verhältnisse in den Praktiken und die Praktiken der Verhältnisse. Entsprechend der Tendenz, Fragen nach dem Was, die immer einen erkennbaren Gegenstand voraussetzen, dessen Grenzen fest umrissen sind, zu vermeiden, fragt er nach dem Wie der Machtausübung. Wie zu erwarten stellt sich dabei heraus, dass die Macht als solche nicht existiert, sondern sich nur als Antwort auf verschiedene Fragen erkennen lässt.

Diese Tendenz, von den natürlichen Gegenständen hin zu dem, was mit ihnen getan wird, lässt sich mit Paul Veyne durch Foucaults gesamtes Werk nachvollziehen.(2) Der Fehler, den Foucault zu vermeiden suche, bestünde darin, die Gegenstände, die untersucht werden sollen, zu objektivieren. So würden sie als verdinglichte Praktiken erscheinen, also als etwas, das sich nicht mehr innerhalb einer Relation verorten lässt, sondern feststehend für sich ist: der Staat, der Wahnsinn, die Gesellschaft. So, wie es im Diskurs um das Sagen und weniger um das Gesagte geht, geht es in den Praktiken um das Tun und nicht das Getane. Machtverhältnisse müssen nun in einem ersten analytischen Schritt unterschieden werden von Kommunikationsbeziehungen und sachlichen Fähigkeiten, die in der Analyse dann aber wieder zusammengedacht werden sollten. Diese drei Faktoren stehen in Wechselwirkung und bilden so ‚Blöcke’, ‚Systeme’, die eben als solche Relationsverhältnisse zu verstehen sind. Es geht also um Prozesse und nicht um Instanzen und Triebkräfte. Um das mit einem Beispiel zu verdeutlichen: Wenn man versucht, sich einen Wahnsinn vorzustellen, der außerhalb einer Form, die ihn als Wahnsinn formt, existiert, dann verwechselt man Praktik und Funktion. Die Funktion – der Wahnsinn – existiert nur aufgrund einer Praktik, und es ist nicht so, dass die Praktik auf die Herausforderung der Funktion antwortet.

Die Relationen als solche reichen natürlich noch nicht, denn sonst würde man letztlich wieder an dem Punkt angelangen, von dem man sich lösen wollte, nämlich einer starren Gegenüberstellung von Machtausübenden und denen, auf die Macht ausgeübt wird – was nicht zwangsläufig personalisiert werden muss. Zur Analyse solcher Verhältnisse ist es nötig, kein Ziel, keinen Verhaltenstypus und keine materielle Ursache zu unterstellen – also nicht nach ideologischen Modellen zu urteilen, die die Analyse eben verhindern, da Macht in actu existiert, wie Foucault sagt.(3) Erst damit werden die Strukturen sichtbar, in denen die Praktiken sich vollziehen, ohne dass eine metaphysische Machtebene überhalb der Gesellschaft argumentativ nötig wäre. Trotzdem ist Foucault natürlich klar, dass es Technologien der Macht gibt, die auf etwas einwirken. Um dies zu verdeutlichen, modelliert er die Gouvernementalität, um Machtverhältnisse zu erklären, die staatlich institutionalisiert sein können. Bei dem, auf was Macht ausgeübt wird, handelt es sich damit aber nicht um Dinge oder Menschen, sondern um die Korrelate von Praktiken, man könnte eben auch sagen: Handlungen in Hinsicht auf andere mögliche Handlungen, ein Führen der Führungen. Und eine Führung ist nur dann eine Führung, wenn die Freiheit gewahrt wird, dass der Geführte andere Wege geht. Sonst handelt es sich um einen Zwang. Damit ist ein weiterer interessanter Aspekt dieses Textes berührt: dass Macht nur auf freie Subjekte ausgeübt werden kann, weil ein Verhältnis, das so determiniert ist, dass kein anderes Verhalten als das Gehorchen mehr möglich ist, auch keine Machtausübung mehr benötigt. Das bedeutet, dass sich innerhalb jedes Machtverhältnisses ein Moment der Freiheit befindet, dass das Machtverhältnis überhaupt erst ermöglicht.

Allerdings glaube ich, dass es in diesem Text eine kleine Ungenauigkeit gibt, zwar keine Unstimmigkeit, aber zumindest etwas, worauf wir achten sollten. Man könnte diesen Text ja als eine Art Anleitung verstehen. Es scheint, als würde er eine Art deduktives Vorgehen nahe legen, also die Anwendung einer Theorie der Machtverhältnisse auf Beobachtungen. Nun ist Foucault selbst aber, wie ich vermute, auf dem genau umgekehrten Weg an den Punkt gekommen, dass er diesen Text formulieren konnte. Erst durch die Beobachtungen und Beschreibungen von Verhältnissen ist er zu den Theorien gekommen, die er in diesen Überlegungen ausarbeitet.

Unter dieser Perspektive möchte ich abschließend noch die Aspekte vorstellen, die Foucault für eine Machtanalyse, oder vielmehr für eine Machtverhältnisanalyse herausstellt. Da ist zunächst die Frage nach den Differenzierungen und Differenzen, die entweder schon da sind oder durch die Macht hervorgerufen werden. Zu nennen wären beispielsweise Klassenunterschiede. Weiterhin muss eine Analyse der Machtverhältnisse berücksichtigen, welche Ziele diese Machtverhältnisse verfolgen, und damit auch die Mittel, mit denen diese Ziele erreicht werden sollen. Damit verbunden sind die Formen der Institutitionalisierung, in denen oder durch die sich der Prozess vollzieht. Abschließend nennt Foucault die Frage nach den Graden der Rationalisierung, also die Perfektion oder die Elaboriertheit der Mechanismen, die angewendet werden. „Unter Macht“, so möchte ich mit Foucault schließen, „ist zunächst zu verstehen: die Vielfältigkeit von Kräfteverhältnissen, die ein Gebiet bevölkern und organisieren; das Spiel, das in unaufhörlichen Kämpfen und Auseinandersetzungen diese Kräfteverhältnisse verwandelt, verstärkt, verkehrt; die Stützen, die diese Kräfteverhältnisse aneinander finden, indem sie sich zu Systemen verketten - oder die Verschiebungen und Widersprüche, die sie gegenseitig isolieren; und schließlich die Strategien, in denen sie zur Wirkung gelangen und deren große Linien und institutionelle Kristallisierungen sich in den Staatsapparaten, in der Gesetzgebung und in den gesellschaftlichen Hegemonien verkörpern.“ (5)



(1) FOUCAULT, Michel (1982): Wie wird Macht ausgeübt? In: DREYFUS, Hubert L./RABINOW, Paul (1994): Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Weinheim/Basel, Beltz. S. 251-261
(2) Vgl. VEYNE, Paul (1992): Foucault: Die Revolutionierung der Geschichte. Frankfurt/Main, Suhrkamp.
(3) Vgl. FOUCAULT, Michel (1982): Wie wird Macht ausgeübt? In: DREYFUS, Hubert L./RABINOW, Paul (1994): Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Weinheim/Basel, Beltz. S. 254
(4) Vgl. FOUCAULT, Michel (1982): Wie wird Macht ausgeübt? In: DREYFUS, Hubert L./RABINOW, Paul (1994): Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Weinheim/Basel, Beltz. S. 254
(5) FOUCAULT, Michel (1983): Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1. Suhrkamp, Frankfurt/Main.

Mittwoch, 19. April 2006

...

Die Bochumer Stadtzeitung Stadtspiegel schreibt in ihrer heutigen Ausgabe:

"Pogo-Partei contra Toto & Harry

Bundesweit wurde die Pogo-Partei während der letzten Bundestagswahl bekannt, als sie vor den 'Tagesthemen' einen umstrittenen Wahl-Werbespot ausstrahlen durfte. Nun protestierten die Aktivisten am Karsamstag auf dem Husemannplatz gegen die beliebte TV-Doku-Soap mit 'Toto & Harry'. Polizisten seien keine Darsteller für kommerzielle TV-Unterhaltung, Bürger seien nur unbezahlte Statisten [sic!]. Die Sendung würde nur den Voyeurismus bedinen. Außerdem gehörte viel Pogo der Punkband 'FDZ' zum Protest-Programm."

Bücherregal bei der Arbeit

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Sprechstunden

Die Schwierigkeiten der Strukturierung der Gedanken sind natürlich, wie Frau Warth gestern in der Sprechstunde anmerkte, durch das Medium Blog bedingt. Das Problem, dass ich zwar eine Plattform habe, in der ich den Arbeitsprozess dokumentieren kann, damit aber immer nur bestimmte Aspekte verdeutliche, andere aber marginalisiere, steht unter genau diesem Vorzeichen. Vom Blog hatte ich mir ursprünglich erhofft, gerade das Rhizomatische, Verworrene, das am Beginn einer jeden Arbeit steht, auffächern zu können. Ab einem gewissen Punkt steht mir dabei aber eben der Blog wiederum im Weg. Es scheint sich hierbei um den Moment der Kreuzung einer zeitlich orientierten Gestaltung durch den Blog mit einer argumentativ-theoretischen Gestaltung durch eine Hausarbeit zu handeln. Dieser Widerspruch scheint mir immer unauflösbarer – was letztlich aber gar nicht weiter tragisch ist, sondern durch einen negativen Vergleich bestimmte Aspekte des Schreibens wissenschaftlicher Arbeiten verdeutlicht.

Ich habe also für die nächste Zeit folgende Erkenntnisinteressen: welche Grenzen setzt einer solchen Arbeit das Medium Blog? Was macht es sichtbar, was unsichtbar? Welche Arbeitsformen verhindert es, welche Möglichkeiten bietet es?

Eine erste Inspiration bietet ein Aufsatz von Stefan Rieger (1), in dem es um den Zusammenhang von Arbeitswissenschaften, Selbsttechnologien und Projektemachern geht. Dabei wird besonders der Zusammenhang zur Kybernetik hergestellt, die durch die Thematisierung von Selbststeuerungsprozessen und autologischen Strukturen ähnliche Fragestellungen wie die Gouvernementalität aufwerfe, diese allerdings unmittelbar in technischen Apparaturen implementiere. Dabei würden, so Rieger, unterschiedliche Dispositive entworfen, die es ermöglichen, „Fremdinstanzen […] zu vermeiden und sich selbst als Subjekt und Objekt, als Kontrollierter und Kontrolleur zu setzen.“(2) Damit erarbeitet Rieger zugleich die Verbindung zur Policey, um die es später gehen soll, indem er festhält, dass „Dispositive einer Verhaltenslehre [entstehen], die über die Selbstverhaltung alles zu einem Objekt ihrer Sorge machen“. (3)

Außerdem macht Rieger auf die rekursive Struktur des Selbstbezugs aufmerksam, der für Foucault ja gerade die Möglichkeit der Subjektivierung bietet: „Die logische Konsequenz rekursiver Verweise besteht in der Gefahr, dass in der permanenten Vervielfältigung der Bezüge die Möglichkeit eines Haltepunkts und damit das Individuum sich selbst verloren geht.“ (4) Damit wären wir bei Deleuze, aber das ist ein anderer Blog.

In einer ersten Annäherung an die gestellten Fragen möchte ich also versuchen, das Dispositiv Blog näher zu bestimmen, auch wenn dies letztlich unmöglich bleibt.


(1) RIEGER, Stefan: Arbeit an sich. Dispositive der Selbstsorge in der Moderne. In: BRÖCKLING, Ulrich/HORN, Eva (Hrsg., 2002): Anthropologie der Arbeit. Gunther Narr, Tübingen.
(2) Ders., S. 93
(3) Ders., S. 92
(4) Ders., S. 82

Dienstag, 18. April 2006

Statistiken

Bisher hat der Blog etwa 50 Hits, die zum größten Teil aus Deutschland, zum Teil aus einem unbekannten .net-Netzwerk und zum Rest aus Brasilien kommen. Dort liegt auch einer der Referrer, nämlich Martins Blog. Auch über Google wurde ich bereits gefunden, allerdings nicht auf der Suche nach Foucault, sondern nach New Delhi FM. Die Bildschirmauflösung der meisten Benutzer ist 1024x768, aber auch 1680x1050 ist einmal vertreten. Glücklicherweise benutzen fast zwei Drittel der Benutzer Firefox - was allerdings daran liegen kann, dass ich selbst auch gezählt werde... 6 Besucher dürfen sich der Apple-Gemeinde zurechnen. Sogar ein Linux-User war anzutreffen. Der anonyme Besucher Michael scheint, wie ich durch einen Indizienbeweis anzuführen in der Lage bin, hansenet als host zu haben. Wer weiß, was sich noch rausfinden ließe.

Selbsttechnologien Medientechnologien

Projektarbeit für das Seminar Medientechnologien/ Selbsttechnologien, Prof. Dr. Eva Warth und Hanna Surma, an der Ruhr-Universität-Bochum, Wintersemester 2005/2006 - Sommersemester 2006

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